Am 17.08.2023 haben sich die 5 tapferen Ruderer Atze, Diddi, Jumbo, Ralf Böhmer und meine Wenigkeit, der Siebi, von Pirna mit dem Wanderruderboot aufgemacht um in 3 Tagen bis nach Magdeburg zu rudern. Doch bevor es richtig los ging musste erst noch schnell der Bootssteg mit Hilfe des WSA nach Sanierung der Uferböschung installiert werden.
Mit leichter Verspätung konnte das Rudervergnügen bei herrlichstem Wetter starten. Schnell passierten wir die Elbepokalstrecke, das Blaue Wunder und die Elbschlösser. Da Ralf leider an der diesjährigen Kaiser Mania nicht teilnehmen konnte, haben wir diese kurzerhand unter zu Hilfenahme einer JBL-Box lautstark beim Vorbeirudern am Terrassenufer nachgeholt. Die erste Ruderpause mit Wechsel des Steuermanns haben wir nach 30km an der Gohliser Windmühle eingelegt.
Weiter ging es vorbei an den Weinhängen von Radebeul, an der Bosel, dem Spaargebirge, der Domstadt Meißen und den Weinhängen bis Diesbar-Seusslitz, bis hier hin eine landschaftlich schöne abwechslungsreiche Tour.Nach weiteren 30km bei Merschwitz gönnten wir uns eine weitere große Pause mit Knacker und Elektrolytgetränk. Es wurde abermals der Steuermann gewechselt und mit leichten Schmerzen in Hand und Hintern ging es auf die restlichen 23km.
Die landschaftlichen Erhebungen neben der Elbe haben uns verlassen, ab Nünchritz geht’s eingedeicht weiter. Ab Riesa fiel uns das Sitzen schwer, ob mit oder ohne Sitzkissen. Wir ruderten noch bis Strehla an der Fähre vorbei und konnten endlich am Tagesziel anlanden. Die letzte Herausforderung bestand darin, dass Boot am Steinigen Ufer nicht zu beschädigen. Schnell noch die Pension am Nixstein bezogen, kurzes Erholungsbier getrunken und dann ab in die Gaststätte, die Diddi glücklicherweise schon Tage im Voraus gebucht hatte. Damit waren die ersten 83km in knapp 7 Stunden gerudert.
Der nächste Tag sollte uns dann 96,5km bescheren. Mit leichten Blessuren an Hand und Hintern starteten wir bei Zeiten um die Kühle des Morgens zu nutzen. Es wurde wieder ein sonniger und heißer Tag. Da hilft nur viel Wasser trinken und ab und zu für einen kühlen Kopf das Basecap zu wässern. Dabei ist aber zu beachten, dass beim Wässern die Sonnenbrille nicht auf der Kappe sitzen sollte. Auf diese Art verabschiedeten sich leider ein paar Brillen.
Landschaftlich eher einsilbig, links und rechts nur Schafsärsche, erfreuten wir uns an insgesamt 25 Brückendurchfahrten, wobei jede mit Zahl und Jodler zelebriert wurde. Eine weitere Abwechslung waren die insgesamt 8 Gierseilfähren, ob wir da immer die richtige Seite hatten? Schiffsverkehr gab es auch keinen bis auf ein paar Paddelboote, der Wasserstand der Elbe war zu niedrig. Eine kleine Besonderheit ist der Kilometer 121, den gibt es zweimal.
Umso eine lange Strecke gut rudern zu können, sind Pausen wichtig. Dazu bieten sich ab sofort die Buhnen links und rechts des Ufers gut an, meistens Sand oder feiner Kies. Man muss zwischendurch einfach mal aufstehen, das Sitzen auf den harten Rollsitzen ist eine Herausforderung. Der absolute Höhepunkt dieser Etappe, wir erreichten den geografisch nördlichsten Punkt von Sachsen kurz nach Greudnitz bei Stromkilometer 180. Da dies gefeiert werden musste entschlossen wir uns ein Bad im lauwarmen Nass zu nehmen und darauf anzustoßen. Außerdem waren ja schon 63km gerudert und den Rest der Strecke wird’s schon irgendwie gehen.
Doch es zog sich und der Hintern und die Hände taten weh. Jedes Mal beim Losrudern legten wir einen Start hin, nur eben ganz ohne Kraft, da man trotz Radhandschuhen einige Blasen zu verkraften hatte und langsam Druck aufbauen musste. Zur Motivation dienten uns nur noch die Kilometerschilder am Ufer. Wann kam denn nun endlich die 200? Danach wären es nur noch 12,4km, das würde schon irgendwie gehen. Ich persönlich konnte mich an den 200m Schildern sehr erfreuen. Sieht man erstmal die 6, ist die 8 nicht weit und die 8 kündigt den nächsten vollen Kilometer an. Das habe ich gern immer wieder sehr zur Freude der Mannschaft vorgetragen.
Irgendwann nach 8h 14 min Ruderzeit erreichten wir endlich den Ruderclub Wittenberg. Hier wurden wir herzlich empfangen und haben den Abend bei Pizza und Bier gemeinsam mit den Kammeraden aus Wittenberg ausklingen lassen.
Die Lust am nächsten Morgen in die Horst-Schmidt zu steigen war recht gering. Aber was muss, das muss. Die letzte Etappe stand vor uns: 110 km. Wir haben gehofft, dass die Mulde, die kurz nach Roßlau in die Elbe mündet, für etwas mehr Strömung sorgt. Leider Fehlanzeige, keine Unterstützung. Na dann musste es eben nach 78 geruderten Kilometern die Saale bei Barby richten. Was sollte man sagen, leider kaum eine spürbare Verbesserung.
So spulten wir wieder Kilometer für Kilometer ab und arbeiteten uns an den Stromkilometer 300 bei Prietzen ran. Noch mal eine ausgiebige Rast mit Abkühlen im Wasser, und dann nur noch 22 Kilometer. Die zogen sich und die Abstände von Ruder Halt zu Ruder Halt wurden immer kürzer. Die Hände kaum mehr spürbar erreichten wir mit letzter Kraft endlich den Magdeburger Sportclub. Wir hatten es geschafft 290km rudern in 3 Tagen.
Der Rudermarathon wurde ausgiebig auf der Terrasse des Hotels ELB mit Medaillenübergabe unter Applaus aller anwesenden Gäste gefeiert. Ralf hatte extra T-Shirts und Medaillen vorbereitet.
Vielen Dank, dass Ihr Vier alles so gut organsiert habt: von Unterkunft (Diddi), über Verpflegung (Jumbo), über hervorragendes Bootsmaterial (Atze) und Bekleidung und Transporter (Ralf). Dankenswerter Weise hat Ralfs Schwiegersohn Sven unseren Rücktransport übernommen. So blieb mir nur die Aufgabe 290 km durchzurudern ohne zu Steuern.
von Stefan Sieber